Kleine schmutzige Briefe
Thea Sharrock, GB 2024, FSK ab 12, 101 Min.
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Diese Geschichte sei wahrer, als man meinen könnte, heißt es zu Beginn von „Kleine schmutzige Briefe“.
Edith Swan lebt als älteste Tochter noch immer bei ihren strenggläubigen Eltern in einem beschaulichen englischen Kleinstadt in den 1920er-Jahren. Mit der neuen Nachbarin, der jungen Irin Rose, ist sie anfangs befreundet, doch dann kommt es zwischen der frommen Edith und der freigeistigen Rose zum Zerwürfnis. Nun erhält Edith äußerst obszöne Schreiben. Rose wird schnell als die vermutliche Schuldige ausgemacht, angezeigt und verhaftet. Die zielstrebige Polizeibeamtin Gladys Moss, die als erste Frau im Polizeikader nicht ernst genommen wird, zweifelt allerdings an der Schuld von Rose und stellt eigene Ermittlungen an.
Zum einen ist „Kleine schmutzige Briefe“ eine Ansammlung schrulliger Figuren.
Die Zeichnung der scheinheiligen Familie Swan, der unfähigen Polizei, aber auch der derb-schlagfertigen Rose und der cleveren Ermittlerin Gladys fällt betont zugespitzt aus.
Zum anderen gelingt es dem Film, diesen typisierten Gestalten spannende Züge zu verleihen und so im Laufe des Plots wiederholt für Überraschungen zu sorgen.
Das liegt nicht zuletzt an der hervorragenden Besetzung: Anjana Vasan als gewissenhafte Beamtin gewinnt mit ihrer Emanzipationsgeschichte schnell die Sympathien des Publikums, während Oscar-Preisträgerin Olivia Colman Edith als Person verkörpert, die spürbar viel Energie darauf verwendet, ihre Gefühle zu unterdrücken. Was sie mit einem falschen Lächeln oder einem entlarvenden Grinsen auszudrücken vermag, und wie wunderbar sie später durch ein befreiendes lautes Lachen die Tragik eines Lebens in repressiven Verhältnissen vermittelt, ist beeindruckend.
(nach: Andreas Köhnemann, kinozeit)
Fr 12.7. 21:45 | Sa 20.7. 21:45